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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 62

1873 - Essen : Bädeker
62 weder an Größe, noch an Bevölkerung bedeutenden Fürstenthümer (28 Quadratmeilen mit 143,000 Einwohnern) enthalten gleichwohl manches Merkwürdige. Hier in dem Gebirge, welches noch heute der teutoburger Wald heißt, wurden vor fast 1900 Jahren die Römer, welche, nachdem sie sich zu Herren der halben Welt gemacht hatten, auch Deutschland unterwerfen wollten, von den Deutschen besiegt. Der Held, welcher unsere Vorfahren in diesem siegreichen Kampfe anführte und Deutschlands Freiheit rettete, war Hermann von dem Stamme der Cherusker oder, wie ihn die Römer nennen, Ar- minius. Allerdings hat man zu allen Zeiten seinen Namen geehrt, aber ein sichtliches Denkmal ihm zu stiften, hat sich unsere Zeit vor- behalten. Auf dem Teutberge bei Detmold, einem Gipfel, welcher die herrlichste Aussicht gewährt, und von wo man einen Theil des Schlachtfeldes der sogenannten Hermannsschlacht überschaut, ist eine gewaltige Säule errichtet, welche mit den Nebensäulen einen Tempel darstellt. Oben auf derselben soll errichtet werden die haushohe Bild- säule Hermanns mit hoch emporgehobenem Schwerte, während er mit dem einen Fuße den römischen Adler zu Boden tritt. Die Höhe des ganzen Werkes wird 47m betragen, so daß es also aus weiter Ferne gesehen werden kann. Das Fürstcnthum Waldeck mit der Hauptstadt Arolsen, ein Ländchen von 20 Quadratmeilen mit nur 56,000 Einwohnern, liegt hier zwischen den preußischen Provinzen Westphalen und Hessen- Nassau. Es hat große Waldungen und ist sehr gebirgig. Die Ge- birge enthalten Eisen, Blei und Kupfer. Von dem eigentlichen Fürstenthume läßt sich nicht viel Merkwürdiges erzählen. Aber getrennt hiervon, weiter nördlich, zwischen der Provinz Hannover und Lippe- Detmold, liegt das zu Waldeck gehörende Bad Pyrmont, welches unter den mineralischen Bädern Norddeutschlands wohl die erste Stelle einnimmt. Von dem dort hervorsprudelnden Wasser werden mehrere Hunderttausende von Krügen versendet, und die Zahl der jährlich ein- treffenden Kurgäste ist sehr beträchtlich. Ä8. Die Weser. Ich kenne einen deutschen Strom, Der ist mir lieb und werth vor allen, Umwölbt von ernster Eichen Dom, Umgrünt von kühlen Buchenhallen. Ihn hat nicht, wie den großen Rhein, Der Alpe dunkler Geist beschworen, Ihn hat der friedliche Verein Verwandter Ströme still geboren. So taucht die Weser kindlich aus, Von Bergen traulich eingeschlossen, Und kommt im träumerischen Lauf Durch grüne Au'n herabgeflossen; So windet sie mit leichtem Fuß Zum fernen Meere sich hernieder, Und spiegelt mit geschwätz'gem Gruß Der Ufer sanften Frieden wieder. Doch hat sie in der Zeiten Flug Gar manche große Mähr erfahren, Und ihre stille Woge trug Viel Herrliches in fernen Jahren. Sie sah in ihrer Wälder Schooß Des Adlers Siegerflügel wanken,, Und von der deutschen Arme Stoß Der mächt'gen Roma Säulen schwanken.

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 76

1873 - Essen : Bädeker
76 Da ward an Gold und Ehren Gar reich und groß ihr Haus, Es gingen mit dem Kaiser Dort Fürsten ein und aus. Die Weber wurden Grafen, Ihr Wort galt weit und breit, Sie woben mit dem Kaiser Am Webestuhl der Zeit. Bei Ehren und Lei Schätzen, Die ihnen Gott verlieh, Vergaßen doch die Grafen Der armen Weber nie. Was hilft uns alles Weben? So dachte stets ihr Sinn, Der Himmel nur ist einig, Sein Segen nur Gewinn. Drei Brüder waren ihrer, Die reichten sich die Hand, Ulrich, Georg und Jakob, So waren sie genannt. Sie sprachen zu einander: Die Guter dieser Zeit Vorrechnen muß sie jeder Einst Gott in Ewigkeit. So laßt uns freudig gründen Ein Werk vereinter Kraft, Womit wir mögen geben Ihm einstens Rechenschaft. Zu Augsburg bei St. Jakob Da hub ein Graben an, Ein Zimmern und ein Mauern Von manchem Handwerksmann. Mit hundert kleinen Häusern Ein Städtlein stieg empor, Mit Brunnen und mit Straßen Und seinem eignen Thor. Und als das Werk vollendet, Da weihten es die drei, Daß armen, frommen Bürgern Es eine Wohnung sei. Und was die drei gesprochen, Das schrieben sie aus Stein, Es sollte Sohn und Enkel Ein stetes Vorbild sein. Sie bauten für sich selber Ein Häuslein auch dazu, Im Kirchlein bei St. Anna, Dort ist der Fugger Ruh. Wohl kamen arge Zeiten, St. Anna ward zerstört, Die Messe wird nicht fürder Auf ihrem Grab gehört: Doch in der Armen Herzen Wird ihrer noch gedacht, Im Städtlein, das sie milde Dem Herren dargebracht. Das Glück dreht sich im Kreise, Es schwindet wie die Zeit. Der Fugger Namen preiset Noch heut' die Fugger ei. (G. Görres ) V^i6ä6rboinnk8krä^6n! — Beschreiben! — 60. Dah Deutsche Ikeichsland Elsaß und Lothringen. Im Südwesten von Deutschland, östlich durch den Rhein von Baden geschieden, südlich von der Schweiz, westlich von Frankreich und nördlich von Luxemburg, der Rheinprovinz und Rheinbayern begrenzt, findet ihr das Deutsche Reichsland Elsaß und Lothringen. Es enthält einen Flächenraum von etwa 263 Quadratmeilen mit 1 Vs Million Einwohnern und ist eingetheilt in drei Bezirke: Unter-Elsaß, Ober- Elsaß und Lothringen. Als Deutsches Reichsland steht es unter der Regierung des deutschen Kaisers und unter dem Schutze des ganzen deutschen Reiches. Ein von Süden nach Norden gestrecktes Gebirge, die Vogesen, auch der Wasgau genannt, trennt Elsaß von Frankreich, ver- zweigt und verflacht sich im Norden und bildet hier die Grenze zwischen Elsaß und Lothringen. Die Breite dieses Gebirgszuges wechselt zwischen vier bis sechs Meilen, und seine mittlere Höhe beträgt 600 bis 940m. Der höchste Punkt, der Belchen im Ober-Elsaß, erhebt

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 80

1873 - Essen : Bädeker
80 Sie haben des Zanks vergeben, Es wallt und siedet ihr Blut; Sie kommen „und wollen sich rächen Am welschen Übermuth!" So klingt's u. es murmeln die Wellen, Und rauschen von Gau zu Gau; — Da bebt vom innersten Grunde Der alte steinerne Bau. Zur mitternächtigen Stunde Am Thurme der Meister steht, Und mit den Gesellen allen Ins Reich hinaus er späht. Und sieh, da gleißt es und blitzt es Und rasselt und trabt durch die Nacht: Es rieht in langen Reihen Herüber die deutsche Macht. Sie ziehen in hellen Hausen, Sie schreiten über den Rhein, Sie wallen am Dome vorüber, In's Land der Welschen hinein. Und es drängt sich und wogt und wimmelt In endlosem Zuge nach: Die Deutschen kommen und sühnen Vielhundertjährige Schmach! — Lang steht entzückt der Meister Und schaut und lauscht hinab, Dann steigt er mit seinen Gesellen Herunter in sein Grab; Dann legt er sich ruhig nieder Am alten deutschen Strom, Denn deutsch ist wieder sein Boden, Und deutsch ist wieder sein Dom. (Otto Hörth.) 62. An Deutschland. Und es geschah, wie du geglaubt: Was Lug und Trug dir einst geraubt, Das hat dein Schwert nach mancher Schlacht, Mein Deutschland, dir zurückgebracht. Es war ein kühnes, mächt'ges Thun, Doch half dein Gott es dir vollbringe. Und wieder dir am Herzen ruh'n Dein Elsaß und dein Lotharingen. (G. Scheurletn.) ^isüsillolunasfr^Alq! — Zeichnen und Beschreiben ' — 63 Das Kaiserreich Österreich. (26.) Östlich von dem Königreiche Bayern und südlich von den König- reichen Preußen und Sachsen beginnt das Kaiserreichs Österreich. Es hat seinen Namen von dem Erzherzogthum Österreich, welches sich von der bayerischen bis zur ungarischen Grenze auf beiden Ufern der Donau hinzieht. Das Kaiserthum selbst aber erstreckt sich nicht bloß über die in Deutschland liegenden Provinzen: über das Erzherzogthum Österreich, Böhmen, Mähren mit österreichisch Schlesien, Salzburg, Steyermark, (Krain, Kärnthen und Triest oder) das Königreich Illyrien und Tyrol, welche zusammen 3500 Quadratmeilen mit 12 Millionen Einwohnern enthalten, sondern auch über mehrere außer Deutschland gelegene Länder: über Ungarn, Galizien, Bukowina, Kroatien, Slavonien, Dalmatien, Sie- benbürgen und die Militärgrenze. An der Spitze aller dieser Län- der, welche mehr als 12,000 Quadratmeilen mit 35 Millionen Men-

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 82

1873 - Essen : Bädeker
— 82 — findet man zahlreiche Rinder- und Schafheerden, und ungarische Pferde werden weithin ausgeführt. Die Bewohner des österreichischen Staates sind einander nicht allein an Sprache, sondern auch an Bildung und Sitten sehr unähnlich. Der Bewohner von Wien mit seiner gutmüthigen Freund- lichkeit ist ein ganz anderer Mensch als der wilde Kroate oder der schmutzige Galizier. Wenn wir aber von den eigentlichen, von den deutschen Österreichern in den zu Deutschland gehörenden Pro- vinzen sprechen, so sind diese ein kräftiger, gutmüthiger Menschenschlag, der zwar von anderen deutschen Stämmen an Gewandtheit, jedoch schwerlich an Treuherzigkeit und Dienstfertigkeit übertroffen wird. Doch auch diese deutschen Provinzen haben keine rein deutsche Bevölkerung. Von den 13 Millionen derselben sind nur etwa 8 Millionen Deutsche. Diese reden die deutsche Sprache, die zwar bei ihnen hart und breit, dabei aber doch recht gemüthlich klingt. Nur das Erzherzogthum, Salzburg, Steyermark und Kärnthen sind fast ausschließlich von Deutschen bewohnt; in Böhmen dagegen bildet ein slavischer Volks- stamm, Czechen (Tschechen) genannt, die überwiegende Mehrzahl. Von den 35 Millionen Bewohnern des österreichischen Gesammt- staates sind an 30 Millionen katholisch. 64. Böhmisches Land und Volk. Böhmen ist von der Natur selbst nach außen hin zu einem streng abgeschlossenen, nach innen zu einem eigenthümlichen Länder-Einzelwesen gestempelt. Von seinen vier Seiten mit hohen Gebirgsmauern ein- gefaßt, stellt es sich dar als eine große Terrasse mit vorherrschender Kessel form; es ist aber nicht sowohl ein Kessel, als vielmehr eine Verbindung vieler Kesselbildungen, deren Mannigfaltigkeit durch den Rahmen des Gebirgsrandes zu einem Ganzen zusammengefaßt ist. Der tiefste Punkt des gewaltigen Kessels ist da, wo die Eg er in die Elbe tritt. Mitten in dem Hauptzuge des Böhmerwaldes ist eine drei Meilen breite Lücke, theilweise durch einige kleinere Bergmassen ausge- füllt, aber auch in Tiefebenen ein Thor nach Bayern öffnend. Eben so sinkt auch auf dem böhmisch-mährischen Gebirgszuge die Wasserscheide des Donau- und Elbgebietes öfters bis zur Tiefebene hinab, und man kann von Böhmen nach Mähren wandern, ohne einen Berg übersteigen zu müssen. Die niedrigste Stelle in dem ganzen böhmischen Gebirgskranze ist die, wo sich das mährische Ge- birge von den Sudeten scheidet. Im Übrigen ist aber Böhmen auf höchst merkwürdige Weise von seinen Nachbarländern abgeschlossen und steht mit seinem großartigen Bergzaune da, wie eine Insel auf dem Festlande. Blicken wir nun in das Innere, so zeigt sich die bemerkenswerthe Eigenheit, daß fast jeder Kreis wieder ein eigenes Becken, eine eigene Terraffe für sich bildet und die Gestalt des Ganzen im Kleinen wie- derholt. Randgebirge, Hoch- und Tiefebenen, die wieder von Hügelreihen durchschnitten sind, enge Schluchten, mit weiten Thälern

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 89

1873 - Essen : Bädeker
89 Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — In welchem von diesen Staaten wohnen wir? — Wer kann sie alle in der Reihenfolge aufzählen, wie wir sie kennen gelernt haben? — Wie viel Kaiserreiche sind darunter? — Wie •viel Königreiche? — Wie viel Grossherzogthümer? — Wie viel Herzogthümer? — Wie viel Fürstenthümer? — Wie viel freie Städte? — Wie heisst das deutsche Reichsland? — In der nächsten Stunde sollt ihr diese Staaten nach der Reihenfolge dieser Fragen auszählen! — Diese 27 Staaten bilden mit dem deutschen Reichsland zusammen em..großes Land und zwar Deutschland. Zwei dieser Staaten: das Kaiserthum O st e r - reich und das Fürstenthum Liechtenstein gehören nicht zu dem im Jahre 1871 wieder hergestellten „Deutschen Kaiserreich". Welche von den 27 Staaten Deutschlands bilden also das „Deutsche Kaiserreich"? — Welche von diesen Staaten liegen an der nördlichen Grenze Deutschlands? — An der west- lichen? — Südlichen? — Östlichen? Zeichnet jetzt Deutschland auf die Schiefertafel und sehet dalei besonders auf die Gebirge, Hauptflüsse, Eisenbahnen, Staateneintheilung und Hauptstädte! Ii. Me Natur Deutschlands.') 1. Die drei Naturreiche. Unübersehbar ist der Reichthum der Natur, den Gott über die ganze Erde verbreitet hat, und auch Deutschland hat an Natur- Produtten eine unzählbare Menge aufzuweisen. Die Natur-Produkte sind — wie wir schon im vorhergehenden Lesebuche gelernt haben — entweder Thiere, Pflanzen oder Mineralien. Was sind Thiere? — Was Pflanzen? -— Was Minera- lien? — Wie nennt man alle Thiere zusammen? — Wie alle Pflanzen? — Wie alle Mineralien? — A. Das Thierreich. I. Säugethier e. 2. Das Pferd. Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd aus. Edel und kräftig steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, großen Auge, das im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren spielt und lauscht es aufmerksam. Die vorstehende freie Brust zeugt von dem Muthe, der in ihr wobnt; schlank und glatt ist der Nacken, und um den gebogenen Hals *) Auch die nun folgenden Lesestücke werden in ähnlicher Weise, wie dre vorhergehenden, «18 Material zu den Übungen im schriftlichen Ged ankenausdruck benutzt — mit Auswahl — nach Zeit und Umständen.

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 172

1873 - Essen : Bädeker
172 und an die Schweiz — gegen Westen an Frankreich, Belgien und Holland — gegen Norden an die Nordsee, an Dänemark und die Ostsee — gegen Osten an Rußland, Polen, Galizien und Ungarn, und umsaßt einen Flächenraum von über 12,000 Quadrat- meilen; seine Länge von Süden nach Norden beträgt über 180, und seine Breite von Osten nach Westen über 140 Meilen. Mehr denn 41 Millionen Menschen wohnen auf diesem Raume, so daß, wenn diese gleichmäßig vertheilt wären, auf jeder einzelnen Quadratmeile 3500 Menschen leben würden. Aber freilich ist ein außerordentlicher Unter- schied zwischen der Bewohnbarkeit des Landes. In manchen fruchtbaren Thälern und Ebenen leben mehr als doppelt so viele Menschen auf einer solchen Meile, in öden Gebirgsstrichen oder Sandflächen kaum die Hälfte. Denn die Bodenbeschaffenheit Deutschlands ist sehr mannigfaltig. Während an seiner nördlichen Küste sich eine ungeheure Ebene herzieht, die so niedrig liegt, daß sie zum Theil durch Dünen gegen die Fluthen des Meeres geschützt werden muß, erheben sich an seinem südlichen Rande die himmelhohen Alpen, deren höhere Spitzen mit ewigem Schnee und Eise bedeckt sind. Und zwischen diesen höchsten und tiefsten Grenzen liegen die Hochebenen, die Gebirge und das Hügelland von Mittel- und Süddeutschland. 2. Diese Abd achung Deutschlands von Süden nach Norden ist die Ursache, warum die meisten deutschen Ströme von Süden nach Norden fließen und sich nach ihrem Laufe quer durch die norddeutsche Ebene in die Nord- und Ostsee ergießen. So kommt der Rhein, der schönste deutsche Strom, aus der Schweiz vom St. Gotthardsberge, durchfließt den Bodensee, und stürzt sich dann bei Schafshausen von einem mehr als haushohen Felsen herab, indem er einen Wasserfall bildet, dessen Getöse man eine Stunde weit hören kann. Von da an hat er eine westliche Richtung bis Basel, wendet sich hier nördlich und durchfließt die Ebene zwischen den Vogesen und dem Schwarz- walde. Weiter nördlich, bei Mannheim, nimmt er dann rechts den aus Schwaben kommenden Neckar, bei Mainz den Main, links bei Bingen die Nahe und bei Koblenz die Mosel auf. Sie ist der letzte recht schiffbare Nebenfluß des Rheines, denn die fast gegenüber einfließende Lahn und die weiter unten mündende Wied, Sieg, Wupper, Ruhr und Lippe können keine großen Schiffe tragen. Von Köln an durchfließt der Rhein die nordwestdeutsche Ebene, tritt dann in Holland, theilt sich dort in mehrere Arme und ergießt stch in die Nord- see. — Kleiner und von kürzerem Laufe ist die Weser, welche aus der Vereinigung der Fulda und Werra entsteht, wovon die erstere auf der Rhön, die letztere an dem Thüringerwalde entspringt. Die Weser drängt sich durch das G.birge, besonders bei Minden durch die West- phälische Pforte, fließt aber dann in einem ebenen Lande an der Stadt Bremen vorbei und mündet in die Nordsee, indem sie hier eine Art Meerbusen bildet, der Hannover von Oldenburg trennt. — Nicht weit hiervon östlich befindet sich auch die Mündung der Elbe, obgleich

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 248

1873 - Essen : Bädeker
248 fähig erwiesen,,Deutschland im Innern einig und nach Außen stark zu machen. Österreich und Preußen, die beiden deutschen Groß- mächte, strebten eifersüchtig nach der Hegemonie*) in Deutschland. Österreich, ein buntes Völkergemisch von 34 Millionen Einwohnern, worunter nur 8 Millionen Deutsche, trachtete, im Hinblick auf alte Überlieferungen, dem Hause Habsburg, als dem Träger der ehe- maligen deutschen Kaiserkrone, sein Übergewicht in Deutschland zu erhaltm. Preußen dagegen, als rein deutscher Staat mit 19 Millionen Einwohnern und darunter 16 Hz Millionen Deutsche, erkannte den über- wiegenden österreichischen Einfluß seit langer Zeit als ein Hinderniß an der Fortentwickelung der deutschen Zustände. Durch die Gründung des deutschen Zollvereins, sowie durch den Abschluß der Handels- verträge mit Frankreich, England, Belgien und Italien hatte Preußen sich in Handel und Wandel schon große Verdienste um die Wohlfahrt Deutschlands erworben, und jemehr Hindernisse das öster- reichische Sonder - Interesse **) diesen Verträgen entgegengestellt hatte, desto mächtiger erwachte allmählich in den Herzen aller Vaterlands- freunde die Sehnsucht nach einer „Einigung Deutschlands unter Preußens Führung". Dem Könige Wilhelm war es vorbehalten, auf der Bahn nach diesem Ziele hin, einen bedeutsamen Schritt vor- wärts zu thun. Seine Regierung begann er mit der Armee-Reor- ganisation^**), die sein wohldurchdachtes, selbsteigenes Werk ist. Er selbst war im Militairwesen ergraut, hatte es seit 50 Jahren vorzugs- weise als seine Lebensaufgabe betrachtet und besaß deshalb über die Vorzüge und Mängel des Heeres ein vollgültiges Urtheil. Daher ließ er sich auch trotz der großen Schwierigkeiten, welche ihm wegen der vielen Kosten der Reorganisation entgegengestellt wurden, von der Durch- führung derselben nicht abhalten. Ihn leitete dabei die Überzeugung: wenn man große Leistungen von Preußen verlange, dürfe man auch die Opfer nicht scheuen, welche eine verbesserte Einrichtung des Heeres erfordere. Unterdessen war das Verlangen nach einer bessern Bundesverfassung in Deutschland immer dringender geworden. Da trat der Kaiser von Österreich, Franz Joseph, plötzlich mit einem, ohne Preußens Zu- ratheziehung entworfenen Verbesserungsplan vom 18. August 1863 hervor, nach welchem Österreich an die Spitze von Deutschland, Preußen dagegen auf eine Stufe mit Bayern gestellt werden sollte. König Wilhelm lehnte jede Betheiligung an diesem Plane ab und weigerte sich, dem deshalb nach Frankfurt berufenen Fürsten-Con- greß'ch beizuwohnen, der dann auch ohne Erfolg blieb. Bei diesen fortdauernden Mißklängen zwischen Österreich und Preußen überraschte umsomehr das österreichisch-preußische Bündniß, in Folge dessen die beiden Großmächte gemeinschaftlich einen Krieg unter- *3 Hegemonie = Führerschaft, Oberherrschaft. **} Sonder-Jnteresse = eigener Vortheil, Nutzen, Gewinn. ***) Reorganisation — Erweiterung, Vervollkommnung. t) Kongreß — Verein, Versammlung.

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 265

1873 - Essen : Bädeker
265 und Frauen schnitten Verlandstücke vorschriftsmäßig zurecht, oder sie strickten und nähten für die Soldaten. In den großen Niederlagen, die kaum ausreichten, die zahlreichen Liebesgaben zu bergen, waren vom Morgen bis zum Abend treue Frauenhände thätig, die geschenkten Wäschegegenstände zu zählen und zu ordnen; andere arbeiteten an Näh- maschinen, um die erforderlichen Hemden, Binden, Jacken u. s. w. anzufertigen; noch andere nahmen die für die Soldaten eingehenden Postsendungen entgegen, um sie zu ordnen, zu packen und auszuliefern. Mit den Frauen wetteiferten in zahllosen Vereinen die Männer und Jünglinge, sich dem friedlichen Dienste des Vaterlandes zu widmen. Und während die Reichen große Summen hergaben, fehlte es keineswegs an Armen, die in rührender Weise auch ihr Scherflein beisteuern wollten. Selbst in Amerika und andern fernern Landern sammelten die dort wohnenden Deutschen und sandten reiche Liebesgaben nach ihrem be- drohten Vaterlande. So stand in den ersten Tagen des August das ganze deutsche Volk in seinem Kriegs- und Friedensheere gerüstet da, fest entschlossen, das Vaterland gegen einen übermüthigen und ungerechten Angriff mit Gut und Blut zu vertheidigen und die Noth des Krieges nach Mög- lichkeit zu lindern. 37. Die ersten Siege bei Weißenbttrg, Wörth und Saarbrücken - Spicheren. (4. u. 6. August 1870.) In wenigen Tagen waren die deutschen Heere marschbereit und zogen auf Landstraßen und Eisenbahnen, Regiment auf Regiment, nach dem Rhein und über'n Rhein. Habt Ihr sie gesehen, diese Infanterie, Kavallerie und Artillerie mit ihren Kanonen? und gehört, mit welcher Begeisterung sie sangen: »Lieb Vaterland, magst ruhig sein; Fest steht und treu die Wacht am Rheinl"? Drei Armeen wurden zusammengezogen: die erste, der rechte Flügel, 130,000 Mann stark, unter dem Oberbefehl des General von Steinmeh, bei Trier bis Saarbrücken, — die zweite, das Centrum, mit den Truppen des Königreichs Sachsen 140,000 Mann, unter Prinz Friedrich Karl, in der bayerischen Pfalz, — die dritte, der linke Flügel, mit den süddeutschen Truppen 150,000 Mann, unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, an der Nordgrenze des Elsaß. Den Oberbefehl über das gefammte deutsche Heer führte König Wilhelm als Bundesfeldherr. Nachdem derselbe in dem Ver- trauen, daß an Gottes Segen alles gelegen ist, auf den 27. Juli einen allgemeinen Bettag angeordnet hatte, begab er sich am 31. Juli nach Mainz und erließ von hier aus am 2. August nachstehende Prokla- mation'^) an die Armee: Proklamation — Ausruf, Bekanntmachung.

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 310

1873 - Essen : Bädeker
310 (Landgut) fand man einen ausserordentlichen Schatz von kostbaren Statuen von Marmor und Bronze. In einem Zimmer fand man eine Bibliothek von 1700 Papyrusrollen (gedruckte Bücher hatte man damals noch nicht); sie waren aber alle verkohlt. Über den Hausthüren stehen noch hier und da Inschriften, und in den Buden der Ölverkäufer die Ladentische. Die Strassen sind enge, die Häuser niedrig. Ihr Äusseres ist sehr einfach, das Innere desto prachtvoller. Die Fussböden sind mehr oder weniger mit künstlicher Mosaik (aus farbigen Steinen zusammengesetzte, unsern Stickereien ähnliche Gemälde) ausgelegt; die Wände sind mit prachtvollen Gemälden verziert, Tische und Schränke mit dem schönsten Hausgeräthe. Vor den Häusern sind noch die Bänke, auf denen sich die Nachbars- leute zu versammeln pflegten. Ein weibliches Skelett sass an einem Arbeitstische und hatte einen Knaul vor sich liegen, ein anderes wurde mit einem Schlüsselbunde in der Hand, ein drittes auf einer Hühnerleiter stehend gefunden, und in den Buden lagen noch aller- hand Esswaaren: Nüsse, Weinbeeren, Oliven, eine grosse Pastete: aber natürlich alles verkohlt von der Hitze der Lava. 'Wiederholungsfragen 1 — Zeichnen und Beschreiben l — 1l. Die Türkei und Griechenland. Im Süd osten von Europa, östlich von Italien, Hier jenseit deß adriatischen Meeres liegt die Türkei. Die Türken sind eigentlich kein europäisches Volk, und das schöne Land, welches sie jetzt in Europa bewohnen, die europäische Türkei, gehörte in alten Zeiten größtentheils den tapfern, kunstreichen und gelehrten Griechen. Die Türken eroberten dieses Land erst 1453. Die Türkei erstreckt sich aber auch noch über den Südwesten von Asien, und das nennt man die astatische Türkei. Außerdem stehen Ägypten und andere nördliche Staaten von Afrika unter dem türkischen Kaiser, welcher der Groß- sultan genannt wird. Der ganze Länderumfang der Türkei beträgt an 39,000 Quadratmeilen mit mehr als 26vs Mill. Einwohnern, jedoch kommen auf den europäischen Theil nur 6302 Quadratmeilen mit 15 Millionen Einwohnern, die theils Muhamedaner*) (kaum 1/i der Bevölkerung), theils Juden, theils Christen sind. Das Land, obgleich im Ganzen schlecht angebaut, bringt doch in manchen Gegenden reichlich Getreide, Reiß, Mais, Gemüse, Wein, Zitronen und Tabak. Die Gebirge liefern Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Schwefel, Steinsalz und Marmor. Auch an schönem Vieh ist kein Mangel. Man hat edle Pferde, Esel, Maulthiere, Kameele, Schafe, Ziegen, Wildpret, und die See liefert Fische im Überfluß. *) Anhänger der Glaubenslehre des Muhamed. — S. Muhanied S. 442.

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 275

1873 - Essen : Bädeker
275 Muthes. Die Armee ist voll Entschlossenheit. 300,000 Mann sind bereit, Paris bis zum Aenßersten zu vertheidigen. Sollte aber Paris unterliegen, so wirb Frankreich es zu rächen wissen." — Im großartigsten Maßstabe wurde die Massenbewaffnung betrieben: alle Männer von 20 bis 40 Jahren wurden einberufen, in die Armee einzutreten, um den Feind bis zum letzten Mann aus Frankreich zu vertreiben. Im deutschen Hauptquartier stand nach diesen Vorgängen die Über- zeugung fest, daß der Krieg jetzt mit verdoppelter Kraft fortgesetzt werden müsse und daß ein ehrenvoller und dauernder Friede nur in dem eroberten Paris geschlossen werden könne. — „Eilgut nach Paris!" hatten deutsche Truppen scherzhaft auf die Eisenbahnwaggons geschrieben, als sie durch die deutschen Gaue fuhren. Dies Wort ging jetzt in kurzer Zeit in Erfüllung. Auf verschiedenen Straßen begann die.hauptmacht des deutschen Heeres von Sedan aus ihren Vormarsch auf Paris. Husaren und Ulanen trabten voraus; zersprengte fran- zösische Freischaaren und Mobilgarden erschreckten die Städte, die oft wenigen deutschen Reitern ihre Thore öffneten. Ungeachtet der vielen Hindernisse, welche aufgerissene Eisenbahnen und zerstörte Brücken dem deutschen Heere in den Weg legten, schwärmten schon am 15. Septenrber die Ulanen in den Dörfern vor Paris, das Herannahen des deutschen Heeres verkündend. Am 19. September war die Einschließung von Paris vollendet. Ein Versuch, die Belagerung zu verhindern, endete damit, daß die Franzosen mit einem Verlust von 1000 Mann und 7 Kanonen in die Flucht geschlagen und hinter die Festungswerke ge- jagt wurden. Im Norden, Osten, Süden und Südwesten standen jetzt dicht die deutschen Armeen und im Nordwesten hatte die Kavallerie alle Verbindungen nach Außen abgeschnitten. Die ungeheure Riesenstadt mit nahezu 2 Millionen Einwohnern und einer Besatzung von 3- bis 400,000 Mann, die Stadt, von der man sagt: „Paris ist Frank- reich!" — sie lag da, sich selbst überlassen, eingeschlossen durch ein Heer von 250,000 Mann der deutschen Truppen. — Ein Theil der neuen Regierung, Gambetta an der Spitze, verließ vermittels eines Luftballons Paris und verlegte seinen Sitz nach Tours*). — Am 5. Oktober nahm König Wilhelm sein Hauptquartier in dem Schlöffe zu Versailles**). Je weiter aber die Hauptmacht der deutschen Armeen in Frankreich eingedrungen war, desto schwieriger wurden die Verhältniffe in ihrem Rücken. Hier mußten die eroberten Landestheile, die Haupt- straßen und Eisenbahnen besetzt werden zur Sicherung der Trans- porte von Truppen und Kriegsmaterial, von Kranken und Lebens- mitteln. Zudem ist Frankreich nach der deutschen und belgischen Grenze hin mit kleinern und größer» Festungen gleichsam übersäet, die alle von französischen Truppen besetzt waren und daher eingeschlossen und belagert werden mußten. Die bedeutendsten derselben sind — *) Sprich: Tuhr. **) „ Werßatj.
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